Wenn du mittendrin anfängst, verstehst du nicht alles: Beginne lieber am Anfang.
Nachdem ich all diese bitteren Pillen geschluckt, aber noch längst nicht verdaut hatte, gingen Majikku und ich im warmen Licht des Sonnenuntergangs zurück zu den anderen. Wir sprachen auf dem Weg nicht. Majikku ließ mich in Ruhe mit meinen Gedanken spielen. Bei unserer Ankunft merkte ich sofort, dass nicht nur meine Stimmung gedrückt war. Auch Julia sah nicht sehr glücklich aus und eröffnete mir während unserer Umarmung, dass sie ungefähr die selbe Unterhaltung mit Rebecca geführt hatte. Es scheint La Sola sehr ernst mit dieser deutlichen Warnung zu sein.
Am nächsten Morgen und einer ausreichend großen Mütze voll Schlaf sitzen wir alle zusammen am großen Tisch und genießen mit deutlich besserer Laune die köstlichen Speisen vom Buffet. Die Himmelsküche hat sich erneut überschlagen und sticht jedes irdische 10-Sterne Hotel locker aus. Becci wischt sich die Mundwinkel sauber und schaut abschätzend in die Runde.
„Eine Sache möchte ich noch kurz ansprechen. Es geht speziell um euch beide und um die Situation in unserer gemeinsamen Heimat. Claude und Isaak sprachen das Thema der Zuwanderung in unser Land schon einmal kurz an. Aber da ging es nur um die Sitten und Gebräuche anderer Kulturen. Ihr wisst, dass ich als La Sola ein großer Verfechter der Vielfalt bin. Und das aus gutem Grund. Ich sehe eure Unterschiedlichkeit als Antriebsfeder eurer Entwicklung. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass diese Vielfalt im großen und ganzen erhalten bleiben muss. Dann erhält man ein wunderschönes buntes Mosaik. Wenn man jedoch alle Farben wahllos zusammenschüttet, kommt letztlich ein kackiges Braun dabei heraus. So ergibt sich kein schönes Mosaik, sondern nur ein Haufen Scheiße. Und genau das wird bei euch gerade in großem Stil getan. In vielen europäischen Ländern und vor allem bei uns in Deutschland. Majikku und ich haben vom Plan der alten Männer berichtet. Und über ihre Fähigkeiten der Massenmanipulation. Unter dem Jubel der Massen, denen man vorgaukelt, dass dies aus purer Gutherzigkeit geschieht, werden Millionen von Menschen aus fremden Kulturkreisen in eure Länder befördert. Das Verhältnis von Einheimischen und Zugewanderten wird in ungesundem Ausmaß verdreht. Das wird der einheimischen Bevölkerung als Nebeneffekt der Hilfsmaßnahmen verkauft, obwohl es in Wirklichkeit ein fester Bestandteil dieses alten Plans ist.“
Sie trinkt einen Schluck Orangensaft und niemand unterbricht die lauernde Stille durch ein Geräusch.
„Babylon. Der Turmbau zu Babel. Ich bleibe dabei, dass wir neue Bücher brauchen, aber manchmal sind die alten Bücher überaus nützlich. Diese in Genesis 11 erzählte Geschichte spielt zu einer Zeit, in der alle Menschen die gleiche Sprache gesprochen haben. Die Bibel erzählt von einem Volk, das einen Turm mit einer Spitze bis zum Himmel bauen will. In dieser Geschichte steige ich vom Himmel zu ihnen herab, um mir das anzusehen. Nun kam ich in Sorge, dass euch Menschen nichts mehr unerreichbar sein könnte, was ihr euch auch vornehmen könntet. Daraufhin verwirrte ich eure Sprache und zerstreute euch über die ganze Erde. So brachte ich das Turmbauprojekt zum scheitern.“
Und wieder trinkt sie einen Schluck aus ihrem Glas. Wieder schweigen alle. Ich glaube, dass sie damit tatsächlich Spannung aufbauen will.
„Die Geschichte wurde überliefert, ist genau so aber nie passiert. Ja, es gab den Turmbau. Sogar mehr als einmal. Und ja, ich habe es mir angeschaut. Aber die babylonische Sprachverwirrung habe ich nicht erwirkt. Erstens wissen wir alle hier, dass man keinen Turm in den Himmel bauen kann. Und zweitens freut es mich immens, wenn meine Kinder die Leiter zu mir ein Stückchen höher erklimmen. Ich habe euch die Sprache als Mittel zur Kommunikation geschenkt. Wenn alle Menschen eine gemeinsame Sprache sprechen würden, wenn sie auch auf den anderen hören würden, dann könnten sie gemeinsam Großes vollbringen. Die alten Männer wollen mit ihrem Plan das genaue Gegenteil erreichen. Ihr sollt nicht miteinander sprechen können. Ihr sollt in einzelne, kleine und schwache Gruppen gespalten werden. Kleine Gruppen lassen sich leichter beherrschen, vor allem, wenn sie auch noch gegeneinander arbeiten. Man muss sie nur ab und zu ein bisschen aufhetzen, damit sie sich an die Gurgel gehen.“
Rebecca steht auf, nimmt Julia an ihre rechte Hand und Majikku an ihre linke Hand.
„Ihr beide habt ein Gespräch im Geiste geführt, als ihr ein Körper wart. Der gute Claude hat nichts davon mitbekommen, doch Julia hat es ihm später diktiert: Bewahrt eure Unterschiedlichkeit. Bewahrt eure Wertvorstellungen. Lasst euch nicht Vereinheitlichen. Gleichwertig sollt ihr sein, das ist richtig, aber nicht gleichartig. Ja, Unterschiede erzeugen Spannungen, aber das ist gut so. Denn eine Feder ohne Spannung besitzt keine Kraft. Lernt, diese Kraft positiv zu nutzen. Respektiert all eure Unterschiede. Respektiert euch gegenseitig. Lasst aber zusammenfließen, was zusammenfließen will. Das können Gegensätze, genau wie Gleichheiten sein. Zwingt jedoch nichts zueinander, was nicht zusammenfließen will. Dann ist es noch nicht an der Zeit. Früher oder später wird alles von allein fließen. Unterdrückt euch niemals. Achtet euch, auch wenn ihr anderer Einstellung seid. Nur eine freie Menschheit, bestehend aus freien Menschen mit freien Gedanken hat eine Chance, die Zukunft zu erleben.“
Ich erinnere mich. Und ich bin sicher, dass Julia sich ebenfalls daran erinnert. Majikku und Julia und ich waren beteiligt. Heute hat Julias beste Freundin Becci uns alle an diese Worte erinnert. Mir wird klar, auf was die Geschichte von Babylon wirklich hinweisen soll. Und mir wird klar, dass unser Vorankommen durch den Plan der alten Männer verhindert werden soll. Sie wollen nicht, dass wir uns verstehen und Großes vollbringen. Sie stellen Menschen mit verschiedenen Sprachen, verschiedenen Regeln, verschiedenen Gesten, verschiedenen Tänzen und verschiedener Musik auf zwei Seiten einer durchgezogenen Linie in einem engem Raum sich gegenüber. Ganz bewusst zwingen sie etwas zueinander, was noch nicht zusammenfließen will. Sie wissen genau, dass es noch nicht an der Zeit dazu ist. Sie hoffen, dass wir uns gegenseitig zurückwerfen. Damit sie ja nicht die Macht über uns verlieren.
Das sind haarsträubende Informationen. Wir müssen gegen einen uralten Plan antreten. Einen sehr raffinierten Plan. Ich hatte das alles schon einmal gehört. Irgendwann. Alles für sich allein. Aber es war so sehr Teil meiner Erziehung und Prägung, dass ich nie ernsthaft darüber nachgedacht habe. Niemand hat darüber nachgedacht. Dabei ist es so simpel. Man muss die Fäden nur zusammenführen. Große Bankhäuser gehören ‚Investoren‘. Internationale Lebensmittelerzeuger gehören ‚Investoren‘. Große Handelsketten gehören ‚Investoren‘. Riesige Pharmakonzerne gehören ‚Investoren‘. Energieversorger gehören ‚Investoren‘. Wohnungsverwaltungen gehören ‚Investoren. Irgendwie gehört alles irgendwelchen ‚Investoren‘. Diese Investoren sind fast immer nur anonyme Investmentgesellschaften. Aber…, wem gehören eigentlich diese Investmentgesellschaften? Wer steckt dahinter? Weniger als 1 Prozent der Menschen?
Mit dieser zum Nachdenken anregenden kleinen Ansprache bringt Rebecca das Wesentliche nochmals auf den Punkt. Die vielfältigen Möglichkeiten der Menschen stecken nicht in einem Individuum. Wir müssen unterschiedlich sein und bleiben. Nur so können wir uns ergänzen. Ein Mensch kann nicht alles können. Und tausend Menschen mit den selben Gedanken können sich kein bisschen ergänzen. Ein Puzzle aus lauter roten Quadraten sieht ätzend langweilig aus. Unterschiedliche Regionen auf unserer Welt, unterschiedliche Anforderungen unserer Umwelt, unterschiedliche Kulturen, unterschiedliche Erfahrungen, unterschiedliche Landschaften, unterschiedliches Klima, unterschiedliche Natur, unterschiedliche Interessen, unterschiedliche Begabungen, unterschiedliche Talente, unterschiedliche Gedanken und unterschiedliche Hoffnungen. Aber manches muss uns allen gemein sein: Der feste Wille uns gegenseitig zu akzeptieren, zu respektieren, zu helfen und zu unterstützen. Wir sind so wie wir sind.
Wir sind so, weil die schöpferische Kraft, die das Universum und alles darin erschaffen hat, es so wollte.
Und während mir diese Gedanken durch den Kopf gehen, fällt mir endlich einmal eine Frage ein, die ich La Sola schon immer einmal stellen wollte. Doch bei jeder Begegnung war ich zu überwältigt, als dass sie mir eingefallen wäre.
„Majikku-Chan?“, spreche ich sie an, nachdem wir uns alle wieder an den Tisch gesetzt haben. Sie schaut mich abwartend an.
„Warum streiten sich die Menschen darüber, ob du uns Menschen nach deinem Ebenbild als Mann und Frau erschaffen hast, oder ob die Evolution uns in Jahrmillionen aus einer Amöbe im Urschlamm hat entstehen lassen?“
Majikku lächelt wissend und sagt mit sanfter Stimme: „Weil Jahrmillionen für Menschen länger als jeder vorstellbare Zeitraum sind. Du musst wissen – und ich weiß, dass du es weißt – alles folgt meinem Plan. Alles in diesem Universum tut das. Es ist schließlich mein Universum. Und wenn ich euch nach meinem Bilde erschaffen will, mir ähnlich und mit schöpferischen Fähigkeiten versehen, dann mache ich das möglicherweise tatsächlich im Urschlamm, trinke dazu genüsslich ein Tässchen Tee und schaue kurz nach, ob aus euch schon etwas brauchbares geworden ist, noch bevor mein Tee kalt geworden ist. Ungefähr so habe ich meinen sechsten Tag verbracht, nachdem ich auf die nette Idee gekommen war, das Kinderzimmer für euch kleinen Wichte einzurichten.“
Sie lächelt immer noch und zwinkert mir zu. Natürlich weiß ich es. Ich selbst habe vor ein paar Jahren den genau zu dieser Szene passenden Text geschrieben:
‚Für all dies gibt es kaum Worte. Kaum Worte, die dieses Wunder auch nur annähernd beschreiben könnten. Kaum Worte, sondern nur Ehrfurcht. Ehrfurcht vor dieser höheren Macht, vor dieser kosmischen Kraft, die dies vollbracht hat. Diese Kraft war das einzige vor dem Beginn. Diese Kraft bleibt das einzige nach dem Ende. Für sie ist die Zeit kein Geheimnis. Für sie ist der Raum kein Geheimnis. Sie hat beides, Zeit und Raum, erschaffen. Diese Kraft ist überall. Sie ist immer. Sie ist die Einzige. Sie ist La Sola‘
Sie weiß, dass ich es weiß. Sie weiß, dass ich diese Erklärung geschrieben habe. Sie hat gewusst, dass ich heute diese Frage stellen würde und ihr war klar, dass mir mein eigener Text heute wieder einfallen würde. Und deshalb lächelt sie amüsiert und zwinkert mir zu. Ich kann nicht anders, als aufzustehen, zu ihr zu gehen und sie in den Arm zu nehmen. Sie lässt es sich gerne gefallen und die beiden anderen kommen hinzu und wir stehen da, wie ein Polo-Team nach der Siegerehrung.
Zum Genesis-Streit lässt sich eigentlich nur festhalten, dass beide Parteien recht haben und gleichzeitig so hart daneben liegen, dass es weh tun müsste. Beide Parteien wollen nicht wahrhaben, dass es noch weitere Möglichkeiten gibt. Möglichkeiten, die ein kleiner Käfer vielleicht nicht auf dem Schirm hat. Nämlich, dass Gott den Menschen nach seinem Bilde erschaffen hat und dazu nur einen winzigen Augenblick gebraucht hat, während dessen jedoch im Universum Sonnen entstanden und erloschen sind.
Eigentlich kommt es nur darauf an, ob jeder einzelne Mensch für sich selbst an einen Schöpfergott glaubt oder nicht.
Wenn nein, so ist für diesen Menschen alles aus purem Zufall entstanden. Dann geht er auch davon aus, dass sein Leben erlöschen wird wie eine Kerze und nichts zurückbleiben wird als ein matter Stumpf, der von der Zeit abgetragen wird.
Wenn ja, so hat seine Existenz den Sinn, sein göttliches Selbst reifen zu lassen. Dieses Selbst, die Verschmelzung von Geist und Seele unter dem Dach des materiellen Körpers, soll Erfahrungen sammeln. Es soll lernen, mit dem erworbenen Wissen Entscheidungen zu treffen, um letztlich durch sein Handeln seine Reife zu beweisen.
Nach dem reichlichen Frühstück gehen wir zusammen auf die große Terrasse und legen uns auf die dort bereitstehenden Gartenliegen. Schlauerweise haben wir uns ein leckeres Getränk mit rausgenommen und genießen die kräftige Sonne. „Also haben wir alte Männer als Gegner? Alte Säcke, die sich für was Besseres halten?“, fragt Julia in Richtung der beiden Physen.
„Japp. So in der Art“, antwortet Becci auf ihre gewohnt lässige Weise.
„Und ihr Kraftprotze könnt die nicht mal eben zum Mond schießen?“, mokiert sie sich weiter.
„Nicht mein Job, Schatz. Wenn wir die wegfegen, sucht ihr euch sofort ein paar neue Gurus“, entgegnet die Rothaarige ungerührt.
„Und was ist mit dem tollen Bibelvers ‚wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden‘? Ich dachte, wenn wir buckeln und die sich erheben, dreht ihr den Spieß um“, kontert Julia provokant.
„Ha! Und da sind sie wieder, die alten Bücher“, ruft Rebecca ein bisschen zu laut aus. „Und wo steht da, dass wir sie von ihrem Sockel schubsen müssen? Und nicht ihr selbst? Hä?“
„Das ist doch Kacke, Becci. Wie soll ein Krieger des Wortes wie Claude denn gegen die Behäbigkeit der Menschen kämpfen? Die stecken alle entweder im Hamsterrad oder sonnen sich in ihrer Komfortzone und interessieren sich einen Scheißdreck für die Bücher. Ganz egal, ob Alt oder Neu.“
„Leute. Was soll das?“, meldet sich Majikkus sanfte Stimme zu Wort. „Claude macht alles richtig. Julia, du hast Twocloud gerade erst getroffen. Vor einiger Zeit hat dein Mann mit ihm zusammengesessen und sich über dieses Thema unterhalten. Unser großer Freund sprach damals wahre Worte: ‚Uns beiden muss klar sein, dass wir die Menschen nicht in Tagen, in Wochen, oder in Monaten erreichen werden. Aber die Saat müssen wir ausbringen. Dann, Claude, müssen wir hoffen. Hoffen, dass die Keimlinge nicht vor der Ernte verbrennen. Lass uns Menschen erreichen. Jeder einzelne zählt‘.“
Majikku lässt die Worte Twoclouds wirken. Rebecca schaut für einen Augenblick nach oben und weiß dann Bescheid. Julia muss länger nachdenken, aber auch ihr fällt die Geschichte schnell ein.
„Hier kommen jetzt zwei Wellen aufeinander zu. Das macht die Sache so spannend. Erinnere dich, Claude: Als Claudia sprach ich vor langer Zeit bereits über einen bevorstehenden Wandel. Und dass dieser Wandel gewisse Veränderungen mit sich bringen würde.“
Unser Gespräch über das Universum, fiel es mir siedend heiß wieder ein: „Der Wandel ist seit Ewigkeiten ein fester Teil deines Plans und die Menschen müssen sich einer Entscheidung stellen. Sie können sich einfügen oder für Unruhe sorgen. Aber die Natur wird einen Reinigungsprozess starten und die Unruhe erlöschen lassen.“
„Genau das meine ich“, entgegnet sie. „Nun, die entscheidenden Jahre beginnen gerade. Das wissen auch die alten Männer. Ihr Geldsystem ist so konstruiert, dass es nach einer gewissen Zeit kollabieren wird. Dann müssen sie das System zurücksetzen und neu starten. Das haben sie schon immer so gemacht.“
„Aber wieso?“, unterbreche ich Majikku, „Wenn sie alles Geld der Welt besitzen, haben sie ihr Ziel doch erreicht.“
„Geld ist nicht ihr Ziel, Claude. Davon haben sie schon lange mehr als genug. Geld ist nur ihr Mittel zur Macht. Sie fühlen sich erhaben, wenn die breite Masse für sie arbeitet. Wenn sie die Befehlshaber sind. Wenn sie die Menschen unter Druck setzen und knechten können. Ihr Geldsystem basiert auf Wachstum, aber nichts kann unendlich wachsen. Wenn dieser höchste Punkt erreicht ist, kollabiert das System. Diese Nummer haben sie, oder besser ihre Vorfahren, schon öfter durchgezogen. In der Vergangenheit haben sie in diesem Moment meist Kriege angezettelt. So sorgten sie dafür, dass die Welt ins Unglück stürzt und die Menschen einen Feind haben, dem sie die Schuld geben konnten. Die alten Männer hielten sich hübsch im Hintergrund. Das tun sie immer. Sie arbeiten mit einer hierarchischen Pyramide. Der Kopf steht oben und jede Stufe darunter weiß nur soviel wie nötig, um ihren Job zu erledigen.“
„Diese Kerle sind so mächtig, dass sie Kriege entzünden können?“, fragt Julia ungläubig.
Diesmal ergreift Rebecca das Wort. Sie klingt deutlich gefasster als beim letzten Wortwechsel mit Julia. „Wir sprachen gestern darüber, liebe Julia. Und es ist tatsächlich unglaublich. Deshalb glaubt es ein normaler Mensch ja auch nicht. Ihnen gehören die mächtigsten Medien der Welt. Und die Medien, die ihnen nicht gehören, kaufen die Neuigkeiten bei einer ihrer Presseagenturen ein. Wenn du feststellst, dass alle Sender dasselbe sagen, solltest du misstrauisch werden. Sie machen Meinungen. Sie hetzen Menschen auf. Bis in den Krieg.“
„Ich verstehe. So wird der Zusammenbruch dem Krieg angelastet und nicht der Überdehnung des Systems“, sagt Julia. „Lernten die Menschen denn nicht dazu? Wollten sie nie ein neues System?“
„Durch die Zerstörung und den anschließenden Wiederaufbau hielten die alten Männer die breite Masse durchgehend in Bewegung und unter Druck. So hinderten sie die Leute am freien Denken und behielten ihre Macht. Sie traten als Retter auf, sorgten für Arbeit und neues Geld und die Menschen nahmen es dankbar an. Sie bekamen die Hilfe natürlich nicht bedingungslos. Wenn jemand etwas erhalten wollte, muss er in das neu gebaute Hamsterrad. Bald waren die Zustände wieder beim alten. Das neue Geld nahm den selben Weg wie das alte Geld“, beantwortete Rebecca Julias Frage.
„Ist das unsere Mission?“, stelle ich in den Raum. „Folgt in Kürze wieder ein Zusammenbruch des bestehenden Systems? Überdehnt ist es bereits seit langem. Sollen wir die Menschen darüber aufklären, welches fiese Spiel mit ihnen gespielt wird?“
Rebecca schüttelt den Kopf. „Nein, Tommy. Das werden sie auch ohne euch feststellen. Die Menschen werden in ihrer Komfortzone durchgeschüttelt werden wie schon lange nicht mehr. Ihre Hamsterräder brechen der Reihe nach zusammen. Sie werden dessen beraubt werden, was sie jahrzehntelang für ihre Ziele gehalten haben. Sie wussten und wissen es nicht besser. Aber das ist auch eine Chance. In den kommenden Jahren werden viele Menschen erkennen, dass sie betrogen wurden und noch immer betrogen werden. Viel mehr Menschen als je zuvor suchen nach Auswegen aus der bestehenden Situation. Sie wollen nicht mehr von Marionetten regiert werden. Eure Mission ist nicht, die Menschen zur Rebellion gegen das Alte aufzurufen. Eure Mission ist, die Menschen zur Erschaffung von etwas Neuem zu begeistern. Der laufende Kampf GEGEN etwas Schlechtes ist auf Dauer ermüdend. Das motivierte Eintreten FÜR etwas Gutes ist dagegen sehr erfüllend.“
Die Einzige wird dich leiten – La sola gvidos vin
#lasolagvidosvin – #lasolaicu
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