Wenn du mittendrin anfängst, verstehst du nicht alles: Beginne lieber am Anfang.
Wir hatten Karten für ein Livekonzert geschenkt bekommen und ich mache mich vor dem Badezimmerspiegel gerade so richtig chic. Es kommt leider viel zu selten vor, dass wir beide uns ins Getümmel stürzen. Es wird ein großer Abend. Tolle VIP-Tickets mit ‚Meet and Greet‘ und Buffet und Stehtisch mit Getränken in der Pause. Selbst gekauft hätten wir uns solche Karten nie, aber einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul.
Meine Frau war tatsächlich vor mir im Bad fertig und ich richte noch ein paar überaus wichtige Feinheiten. „Wirst du heute noch fertig?“ tönt ihre schadenfrohe Frage die Treppe hoch zu mir herein. Ich verzichte auf eine Retourkutsche und schaue zufrieden in den Spiegel. Passt, denke ich überzeugt, drehe mich zur Tür, öffne sie und stehe nicht im Korridor zur Treppe, sondern…
Was, bitte schön, ist das hier? Eine Hotelhalle? Ich sehe anreisende Gäste an der Rezeption und das Gemurmel von ganz vielen Stimmen in verschiedenen Sprachen dringt an meine Ohren. Deutlich spürt man, dass die weitläufige Halle klimatisiert ist und das scheint auch wirklich nötig zu sein, wie der strahlend blaue Himmel verspricht, den ich durch die riesigen Glaswände hindurch über der gepflegt wirkenden Hotelanlage sehen kann. Links von mir befindet sich eine Kaffeelounge mit einigen kleinen Tischchen, an denen einige bunte Gäste sitzen. Auf den bequemen Sofas und Sesseln, die um einen hübsch gestalteten Springbrunnen angeordnet sind, lümmeln sich weitere Leute und lesen in Infoblättern oder Prospekten für Tagestouren, während sie auf ihren Smartphones herumwischen und -tippen. Ein rascher Blick über die Schulter zeigt mir, dass meine Badezimmertür nicht mehr vorhanden ist. Genauso wenig wie eine andere Alternative, die ich ‚zur Flucht‘ hätte nutzen können.
Ich muss einen ziemlich desorientierten Eindruck machen, denn ein Angestellter kommt auf mich zu und fragt höflich, ob er mir helfen könne. Bevor ich aber eine mehr als unqualifizierte Antwort geben könnte, hören wir beide den hellen Klang einer weiblichen Stimme: „Claude! Hallo! Hier bin ich!“ Der Mitarbeiter und ich schauen uns verstehend an, er nickt kurz und geht seines Weges. Ich dagegen lasse meinen Blick in Richtung des Rufes wandern und sehe an einem der Tischchen Claudia stehen, die mit beiden Händen wild winkt und ein strahlendes Lächeln zeigt.
Ich hatte diesen Verdacht unmittelbar nach meinem Aufschlag in diesem Hotel. Warum auch immer: ich bin nicht sonderlich überrascht. Mein Sprung durch Raum und Zeit hat mich zu sehr an unser letztes Treffen erinnert, wo ich sang und klanglos aus meinem Sessel verschwunden bin. Ich mache mir auch keine Sorgen um unseren Konzertbesuch, weil ich felsenfest davon überzeugt bin, irgendwann wieder in derselben Sekunde Zuhause zu sein, in der ich dort abgeholt wurde. Also kann ich mich ganz stressfrei darauf freuen, meine Claudia wiederzusehen und steuere voller Erwartungen auf sie zu.
„Hallo, meine Hübsche. Du weißt, wo du mich gerade weggeholt hast?“ frage ich sie, als ich den Tisch erreiche.
Sie drückt mir auf jede Wange ein Küsschen, legt ihr breitestes und frechstes Grinsen auf und entgegnet: „Klar. Ich wollte mich mit dir hier nicht gerade in Jogginghose treffen. Die Entführung geschah also nicht rein zufällig. Gut siehst du aus, mein Lieber.“ Sie mustert mich von den Schuhen an aufwärts und unsere Blicke treffen sich. Da sind sie wieder: Ihre Augen mit der Tiefe der Unendlichkeit. Sie saugen mich beinahe in sich ein und ich blinzele ein paarmal, um mich nicht im Sog zu verlieren. „Hast du unser letztes Treffen inzwischen verdaut, gutaussehender Mann?“ weckt sie mich aus meinen Gedanken und deutet auf die Stühle.
„Sofern es menschenmöglich ist, habe ich das wahrscheinlich“, antworte ich, nachdem wir Platz genommen haben. „Ich habe wirklich stundenlang gegrübelt, habe mich selbst auf den Prüfstand gestellt und bin doch zu keinem Ergebnis gekommen. Ich weiß also nicht, ob ich der Richtige bin, ob ich dir wirklich helfen kann. Ob ich wirklich dein Wort unter den Menschen verbreiten kann. Ich bin nun mal kein Redner und erst recht kein Prediger“, ergänze ich leicht bedrückt.
„Ich weiß“, sagt sie einfach nur, und lächelt mich liebevoll an.
„Und trotzdem wählst du mich aus?“, frage ich entgeistert zurück. Immer noch schaut sie mich an und strahlt dabei eine kaum beschreibbare Güte aus.
„Aber genau deshalb wählte ich dich doch aus, Claude. Ich brauche keinen Prediger oder Redner“, sagt sie sanft und legt ihre Hände auf meine. „Ich brauche jemanden, der meine Gedanken in Worte fasst. In für normale Menschen verständliche Worte. Also komponiere bitte kein literarisches Meisterwerk.“ Sie lacht bei diesem gutgemeinten Hinweis. Dann erhebt sie kurz den Zeigefinger, um anschließend mit deutlich ernsterem Gesicht fortzufahren: „Du musst eines wissen: Redner, Prediger, Propheten und Erleuchtete hatte ich schon genug.“ Bei ihren Worten nehme ich ein dunkles Flackern in ihren Augen wahr, und zugleich spüre ich, dass der Druck ihrer Hände sich verstärkt. Sie macht eine kleine Pause, schließt die Augen kurz und ihre Hände entspannen sich wieder. „Sie alle haben viel geleistet, das stelle ich nicht in Frage, aber es war auch eine andere Zeit. Alles musste mündlich weitergegeben werden, weil kaum ein Mensch Lesen und Schreiben konnte. Dabei wurden leider viele meiner Anregungen verändert, verfälscht oder sogar völlig sinnentleert.“ Wieder versinkt sie für einige Sekunden in ihren Erinnerungen und atmet dann tief ein, als wenn sie mit der frischen Luft alle verstaubten Gedanken verscheuchen will und strafft sich dann wieder. „Ihr Menschen seid inzwischen aber weiter. Ich möchte, dass du meine Worte aufschreibst und verbreitest. Du hast das Talent, mich zu verstehen. Mache bitte meine Worte zu den deinen und richte deine geschriebenen Worte an die Menschen. Du hast die Gabe, deine Worte so zu wählen, dass sie von den meisten Menschen in meinem Sinne verstanden werden. Darum wählte ich dich.“
Wir sitzen bestimmt zwei Minuten einfach nur da, lauschen der sanften Musik im Café und keiner von uns sagt auch nur einen einzigen Ton. Ihre Worte sacken nur langsam in meinen Geist und sie weiß offensichtlich genau, dass ich diese Zeit brauche. Währenddessen hält sie weiterhin meine Hände und ich spüre ihre Wärme auf meiner Haut. „Danke, Claudia“, sage ich. „Das hast du nett gesagt. Wirklich, vielen Dank. Deine Worte machen mir Mut. Und deshalb denke ich auch, dass ich das kann. Die richtigen Worte finde ich, weil du mir aus der Seele sprichst. Deshalb verstehe ich dich so gut. Es ist mir eine besondere Freude, deine Worte zu notieren und sie zu verbreiten.“
„Ich danke dir, Claude. Das meine ich ganz ehrlich. Ihr heutigen Menschen habt viel bessere Möglichkeiten als es sie früher gab. Ihr habt das Internet mit Foren, Gruppen und Seiten. Ihr könnt fast allein Bücher veröffentlichen und ohne Agenten und Verlage unter den Menschen verbreiten. Das ist eine gute Entwicklung, ein wirklich großer und wichtiger Fortschritt und weil jeder das Original finden kann, lassen sich auch Verfälschungen vermeiden. Ich freue mich, dass wir uns gefunden haben und dass du mich verstehst und dass du mir helfen wirst.“
Ich ziehe langsam meine Hände unter ihren hervor und greife zum Glas. Sie tut es mir gleich und wir stoßen an. „Du hast mir schon so viel gegeben“, sage ich, „selbstverständlich werde ich mich dieser Aufgabe annehmen. Wir werden deinen Weg und dein Wort schon verständlich unter die Leute bringen.“
„Du glaubst nicht, was in meine Aussagen schon alles hineingedichtet wurde“, entgegnet sie. „Teilweise sicher unabsichtlich, aber vieles auch ganz bewusst. So soll ich Kriege befohlen haben oder auch die Verfolgung und sogar die Versklavung bestimmter Menschengruppen. Manchmal war es wirklich schlimm. Einige Prediger und Propheten wollten ihre ganz persönlichen und egoistischen Ziele mit einer ‚göttlichen‘ Note garnieren. Aber was soll’s – nach ihrer Heimkehr haben sie die Quittung dafür erhalten.“
Natürlich kenne ich einige durchaus zweifelhafte Passagen aus diversen Glaubensbüchern, aber das so von ihr, von Gott, zu hören, hat schon eine besondere Qualität. Ein Gott, der immer nur das Beste für alle will, wird benutzt, um für die eigene Kriegstreiberei eine hochwertige Begründung zu haben. Das ist unentschuldbar. „Es tut mir leid, dass du derart missbraucht wurdest. Das gewissenlose Menschen ihre egoistischen Ziele in deinem Namen durchsetzen wollten und es vielleicht sogar geschafft haben. Aber was meintest du gerade mit Heimkehr?“
Ihr ist natürlich bewusst, dass ich diesen Begriff bislang noch nicht von ihr gehört hatte. „Lass uns das bitte ein andermal besprechen. Es ist doch etwas komplizierter und wir beide werden hierzu noch viel zu bereden haben. Heute geht es nur um die Verbreitung meines Wortes. Ist das für dich okay?“ Sie schaut mich fragend an. Sie meint die Frage auch wirklich ehrlich, das spüre ich. Was für ein großartiges Gefühl. Da sitzt eine übermächtige Wesenheit, die alles mit Gewalt erreichen könnte, die Blitze schleudern und Welten einreißen könnte und sie fragt mich, ob es mir recht ist. Wenn die Menschen doch einen ebensolchen Respekt voreinander haben könnten. Aber ich befürchte, um wirklichen Respekt empfinden zu können, muss man eine immense Reife besitzen und alle Kleingeistigkeit abgelegt haben. Soweit sind die Menschen noch lange nicht.
„Danke, dass du fragst“, sage ich, „Es ist schön, dass dich meine Ansicht kümmert.“
„Ja, warum denn nicht. Du bist doch nicht gezwungen, mir zu helfen“, antwortet sie, „Ich finde es großartig, wie du mit der Situation umgehst. Die meisten Menschen wären überfordert.“
„Wahrscheinlich habe ich wirklich eine Begabung für außergewöhnliche Begebenheiten“, bemerke ich grinsend und sie lächelt zurück. „Es macht mir einfach Freude, mit dir zu reden“, sage ich, „und es erfüllt mich. Ich hoffe sehr, dass wir noch viele spannende Gespräche führen werden. Das hoffe ich wirklich, denn viele neue Fragen ergeben sich bei jeder deiner Antworten.“
Sie sieht mich wieder so unvergleichlich mit ihren Wahnsinnsaugen an und obwohl ich sitze, wird mir schwindelig. „Um dein Wort werde ich mich kümmern“, ergänze ich noch, „Ich schreibe es nieder und verteile es auf verschiedenen Kanälen, sodass jeder die Möglichkeit erhält, es zu lesen. Ich werde dein Wort auch sprechen lassen für alle Menschen, die selbst heutzutage noch nicht lesen können und für alle, die es aus gesundheitlichen Gründen nicht können.“
„Du denkst sehr umfassend und vorausschauend. Das ist beeindruckend.“
„Ich habe aus deinen Erzählungen gelernt“, sage ich zu ihr und diesmal bin ich es, der ihre beiden Hände umschließt. „Der größte Feind einer Überlieferung ist die Verfälschung ihrer Inhalte. Ich werde das Original hüten und mehrfach sichern. Nur ich kann das Original ändern. Ich bin ein Mensch und ich bin fehlbar. Wenn ich einen Fehler gemacht habe, werde ich ihn korrigieren. Ich schreibe dein Wort in meiner Muttersprache. Alle Übersetzungen in andere Sprachen werden vielfach kontrolliert. Und zwar so oft, bis ich sicher bin, dass das Wort unmissverständlich übertragen wurde.“
„Wow, offensichtlich willst du absolut alle Fehler der Vergangenheit vermeiden. Ich drücke dir echt die Daumen, dass du das schaffst. Aber lass dich bitte nicht demotivieren, wenn trotzdem etwas schiefläuft, Claude. Nichts passiert schneller als ein neuer Fehler, mit dem wirklich niemand rechnen konnte.“
„Dann muss ich halt schnell und flexibel darauf reagieren. Sicher finde ich im Laufe der Zeit auch ein paar Helfer, die mich dabei unterstützen. Menschen, die wie ich an deine Worte und an deine Werte glauben und sie ebenfalls schützen und verbreiten möchten.“
„Oh, die Gemeinschaft wird definitiv wachsen und du wirst in ihr auch deine Helfer finden. Ich weiß es. Diese Helfer wirst du auch brauchen, denn du kannst nicht alles allein machen“, sagt sie so kraftvoll, dass ich mich schon umschaue, aber niemand beachtet uns. „Aber“, fährt sie fort, „überstürze bitte nichts bei der Auswahl deiner Helfer und wähle sie ganz sorgfältig aus. Du wirst Menschen finden, die deine und somit auch meine Stimme sein können, die das Wort sprechen, wie du es gerade genannt hast. Eine sehr treffende Formulierung, übrigens. Du wirst jedoch auch Helfer für die Schrift brauchen. Unterschätze das nicht.“
„Nun“, gebe ich mich optimistisch, „dann wird es halt ein wenig länger dauern, alle Vorbereitungen zu treffen.“
„Ich kenne die Menschen inzwischen ein bisschen, Claude, sogar sehr viel länger als du. Eines ist sicher: Es wird eine wirklich lange Weile dauern, bis du sie mit deinen Schriften erreichen wirst. Du wirst sie nicht im Sturm erobern. Du wirst dir die Finger wund schreiben und niemand liest deine Worte. Du wirst ein paarmal kurz vor dem aufgeben stehen und dich wieder aufraffen, bevor du die ersten Menschen erreichst. Und erst dann, wenn du bereits etliche Menschen erreicht hast, wirst du überhaupt die Möglichkeit haben, deine Helfer zu finden. Das geht nicht mal eben. Es werden Jahre vergehen. Auch dein eigenes Wissen muss langsam wachsen. Was willst du heute schreiben? Nichts. Du stehst doch selbst noch am Anfang. Ich werde dir vieles beibringen. Ich werde dir Möglichkeiten zeigen, die der Menschheit helfen können. Die du ihnen dann zeigen musst. Von mir über dich zu ihnen. Sie werden deine Lösungen aber nicht annehmen wollen. Sie werden sagen, dass so etwas nie funktionieren wird. Andere wiederum werden deine Worte in den Schmutz ziehen. Sie müssen das tun, denn ansonsten wären sie überflüssig und hätten keine Macht mehr. Wie ich schon sagte: Es werden Jahre vergehen.“
„Was du da zum Besten gibst, klingt aber nicht gerade optimistisch.“
„Ach, mach dir jetzt keine Gedanken über später. Fang einfach mit irgendwas an. Du musst dich ja auch erst einmal selbst ausprobieren. Ich will dich auch wirklich nicht entmutigen. Du sollst nur nicht glauben, dass es ein Spaziergang wird. Du wirst beginnen und alles wieder umschmeißen, wieder beginnen und alles ändern. Du wirst vor schier unüberwindbaren Hindernissen stehen und verzweifelt nach Lösungen suchen. Aber alles wird sich letztlich finden. Du wirst alle deine benötigten Helfer finden. Und auch dein Vertrauen in deine eigene Arbeit wirst du finden. Ganz sicher.“
„Wenn du das weißt, bin ich beruhigt“, antworte ich ganz ehrlich – und füge mit gestelzter Stimme noch hinzu: „Ich vertraue Euch blind, meine allwissende Königin.“
„Sehr gut, mein stolzer Recke. Ihr tut das Rechte“, sagt sie mit erhobener Nase, aber lachenden Augen. „Aber Claude“, ergänzt sie dann jedoch wieder mit ernstem Ausdruck, „auch um deine Stimmen darf es keinen Personenkult geben. Sie stehen ja noch mehr im Vordergrund als du. Auch sie dürfen nicht beginnen, sich in ihrer Bekanntheit zu sonnen. Nur ihre Aufgabe zählt und nicht ihre Person. Das darf niemand ignorieren und du musst es im Auge behalten. Du weißt ja: Ich bin ein gebranntes Kind.“ Nach diesen eindringlichen Worten füllt sie unsere Gläser etwas nach, lehnt sich in ihren Stuhl zurück und schaut mir in die Augen, als wenn sie daraus lesen wolle. Naja, vielleicht tut sie gerade genau das.
„Verlass dich darauf, Claudia“, erwidere ich und halte ihrem Blick stand. „Es wird keine Prediger, Gurus oder Propheten geben, die ihre eigenen Ziele unter deinem Namen verfolgen. Du bist die Quelle, ich bin das Wort. Ich schreibe das Wort, damit es gelesen wird. Die Stimmen werden das Wort sprechen, damit es gehört wird. Es wird viele Stimmen geben, die in vielen Sprachen sprechen. Die Zeit wird es zeigen.“
„Das ist ein schönes Schlusswort“, antwortet sie lächelnd. „Und ich glaube es dir. Danke, dass du dir so viel Mühe gibst. Wie sieht’s aus? Ich habe heute nichts mehr auf dem Herzen und du hast ja schließlich noch ein Konzert vor dir.“
„Und es wird ein Bombenkonzert. Aber warte, so schnell kommst du noch nicht weg. Eine wichtige Frage habe ich noch an dich.“
„Okay? Lass hören“, sagt sie, neugierig geworden.
Ich mache eine raumgreifende Geste und frage einfach drauf los: „Wieso kann dich hier jeder sehen, hmm? Haben die alle einen Megasplitter?“
„Ach, Mensch! Du bist so verdammt aufmerksam“, grummelt sie und zum ersten Mal sehe ich echte Überraschung in ihren Augen.
„Ach, Gott! Dafür hast du mich schließlich gebucht, oder? Ich passe halt auf“, antworte ich breit grinsend.
„Ist ja gut, du Aufpasser. Ich wollte diesmal ein bisschen Ambiente schaffen und habe dieses Umfeld extra für unser Treffen gebastelt.“
„Gebastelt?“ frage ich zurück und muss Lachen. „Wer sind die ganzen Leute hier? Kommen die alle aus deinem Himmel?“
„Jain, aber du bist ganz dicht dran. Streng genommen sind die alle ich. Du stehst also gerade mitten in einer phänomenalen Multiperformance. Cool, oder?“ Jetzt grinst sie von einem Ohr zum anderen.
„Du bist zwar verrückt, aber du hast es echt drauf. Vielen Dank für die tolle Show, meine Liebe.“
„War mal was anderes, nicht wahr? Komm her, ich möchte dich noch nochmal Ärmeln“, bittet sie mich. Das lasse ich mir nicht zweimal sagen und genieße die Umarmung. Wie beim letzten Mal fließt eine von ihr ausgehende stille Kraft auf mich über. „Ich sag schon mal Tschüss, Claude. Dreh dich einfach um und geh’ dann durch die linke der beiden Türen.“
Ich löse mich aus der Umarmung und sehe ihr mutig direkt in ihre Wunderaugen: „Was ist hinter der rechten Tür?“
„Das willst du nicht wissen“, lautet ihre knappe Antwort und ich drehe mich lächelnd um. „Hey, sei gespannt auf unser nächstes Treffen“, sagt ihre Stimme noch.
Ich schaue noch einmal kurz zu Claudia zurück, sie zwinkert mir zu und ich schreite durch die linke Tür…
…direkt in mein Treppenhaus. Ich hatte selbstredend mit so etwas gerechnet. Der Wechsel zwischen den Welten hat mich jedenfalls nicht mehr so aus der Bahn geworfen wie beim ersten Mal. Aber jetzt: rein in die nächste Show. Der Abend wartet nicht auf mich, also auf geht’s.
Die Einzige wird dich leiten – La sola gvidos vin
#lasolagvidosvin – #lasolaicu
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- 1b Bin ich wahnsinnig oder nur verrückt?
- 2a Über die Verbreitung des Wortes
- 2b Und wie bringe ich das nun meiner Frau bei?
- 3a Über Fragen und Antworten
- 3b Eine willkommene Abwechslung
- 4a Über Pferderassen, Bekleidung und die Vielfalt
- 4b Der bärtige alte Mann
- 5a Über eine Welt ohne Geld
- 5b Geld macht nicht glücklich
- 6a Über die Entstehung des Universums
- 6b Unbekanntes Terrain
- 6c Endlich ein Anfang
- 6d Wie funktioniert eigentlich Claudia?
- 7a Über Menschen, Tiere und Speisevorschriften
- 7b Glückliche Schweine und andere Tiere
- 8a Über die Selbstbestimmung
- 8b Hoppe, hoppe, Reiter
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- 9b Sie ist mein Anker
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