08b Hoppe, hoppe, Reiter

Wenn du mittendrin anfängst, verstehst du nicht alles: Beginne lieber am Anfang.

Hoppe, hoppe, Reiter, wenn er fällt, dann schreit er. Fällt er in den Graben, fressen ihn die Raben. Fällt er in den Sumpf, dann macht der Reiter plumps!

So wurde es mir von meiner Oma beigebracht. Ich hatte aber noch nie in meinem Leben Lust auf Gräben und Sümpfe oder auf pickende Raben, egal ob mit oder ohne Geschrei. Also hatte ich auf meiner Agenda auch nichts mit oder über Pferde stehen. Ich hatte nicht im Traum ans Reiten gedacht. Und deshalb nahm ich blöderweise auch an, dass Twocloud in mir diese Fähigkeit ‚angelegt‘ hat. Falsch gedacht. Er hat mich praktisch mit gefesselten Händen ins kalte Wasser geschmissen und versehentlich vergessen, mir das zu sagen.

Blödsinn. Das war pure Absicht. Er kennt mich besser als ich selbst und wusste genau, dass es klappen würde. Wahrscheinlich war Li das für mich am besten geeignete Pferd unter der Sonne. Und indem er mich glauben ließ, dass ich durch ihn Reiten kann, hat er jeglichen Zweifel im Keim erstickt. Ohne Angst vor einem Misserfolg geht man sehr viel entspannter an eine derartige Prüfung heran.

Eigentlich neige ich gar nicht dazu, vor Prüfungen angespannt zu sein. Zumindest ist es weder mir noch den Prüfern jemals aufgefallen. Das hat mir schon öfter in meinem Leben sehr geholfen. Aber in Bezug aufs Reiten hatte ich durchaus Bedenken, dass es nicht funktionieren könnte. Schließlich war mir klar, dass ich mich nicht auf mich allein verlassen konnte. Es gehören mindestens zwei dazu: Ein Reittier und ein Reiter. Und dieses Reittier habe ich nun mal nicht unter Kontrolle. Es hat einen eigenen Willen.

Aber auf Twoclouds lockere Weise hatte ich einen ganz besonderen Zugang zu Li, meinem Pferd. Ich habe nicht an ihr gezweifelt, weil ich annahm, dass alles von La Sola arrangiert war. So kann man sich täuschen. Und so kann man lernen, auch einem anderen Lebewesen ein Grundvertrauen auszusprechen. Viel zu oft sind wir Menschen zunächst immer skeptisch und negativ eingestellt, wenn es um das Vertrauen geht.

Andererseits – sind Tiere nicht ganz allgemein Vertrauenswürdiger als Menschen? Sie haben keine Hintergedanken. Sie zeigen dir ehrlich an, wenn etwas nicht in ihrem Sinne ist. Der Mensch muss nur wissen, die Zeichen zu deuten. Dieses Wissen haben die Menschen aber nicht mehr. Jedenfalls den meisten von ihnen geht das ab. Es wird nicht gelehrt, weil es in unserer Gesellschaft kaum mehr eine Rolle spielt.

Ich bin ja selbst ein typischer Stadtmensch. Wann habe ich zuletzt ein Pferd gesehen? Es muss ungefähr zwei Jahre her sein, als ich zu Besuch auf einem Bauernhof war. Ich finde Pferde nett, aber wenn man so direkt vor ihnen steht, merkt man doch, wie groß sie sind. Nun ja, das sieht ja jetzt, dank Twoclouds Einladung, ein wenig anders aus.

Ich habe einen guten Draht zu Mandy, unserem Hund. Und, ihr könnt mich für verrückt erklären, ich würde nie absichtlich einem Tier etwas antun. Ich sammle Spinnen und andere Krabbler und Flieger im Haus immer ein, anstatt sie zu töten. Außer, das muss ich zugeben, bei einer Attacke von Lebensmittelmotten in unserer Küche. Das hatte ich als Angriff auf meinen Lebensraum betrachtet und mich mit allen gebotenen Mitteln gewehrt. War das falsch? Nein, ich glaube nicht. Aber zur Sicherheit werde ich bei passender Gelegenheit danach fragen. Aber ich habe durch Twocloud nicht nur gelernt, einem anderen Lebewesen zu vertrauen, ich habe auch gelernt, mir selber zu vertrauen. An mich zu glauben. Dadurch, dass ich an La Sola glaube, und an ihr Wirken, muss ich auch an mich glauben, denn ich bin ein Teil von ihr. Es käme mir wie Verrat vor, würde ich mich und meine Existenz als wertlos betrachten. Nichts auf dieser Welt ist wertlos. Niemand ist wertlos. Nichts in diesem Universum ist wertlos. Das Leben jedoch ist das Wertvollste. Nur wenn ein Leben die Existenz eines anderen Lebens bedroht, darf dieses Leben sich schützen. Ich denke, hierzu muss ich noch gewisse Regeln aufstellen, denn was so einfach klingt, kann ziemlich kompliziert sein. Es wird Zeit, dass ich an ‚Das Wort‘ weiterarbeite.

Es wird nicht leicht werden, aber es ist meine Mission. Wie sagte Twocloud? „Nutze deine Chancen. Glaube an dich. An Grenzen stößt du dort, wo du sie dir gesetzt hast.“ Wie recht er hat. Ich habe eine Verantwortung. Ich werde sie erfüllen. Ich kann nicht Allen alles recht machen, aber es wird sich zeigen, wer sich an dieses Wort hält. Wir brauchen eine bessere Welt. Wer von euch macht mit? Machst du mit?

Dann hilf mir bitte. Hilf mir, die Menschen davon zu überzeugen, dass es an der Zeit ist.

Julia schaute mich jedenfalls ungläubig an: „Er kam als Indianer…? Und er hat dir das Reiten beigebracht…?“, fragt mich meine Beste ungläubig. „Und du als Cowboy auf einem Pferd…?“

Als sie sich das Dekokissen vor den Mund hält, weiß ich Bescheid und mir ist auch klar, was gleich passieren wird.

„Ich war ein sehr ansehnlicher Cowboy auf einem sehr edlen Ross“, erwähne ich nur der Vollständigkeit halber, während ich langsam aufstehe und den Raum in Richtung Küche verlasse.

Hinter mir grunzt es bereits leise, als ich am Kaffeeautomaten ankomme und ich beginne gerade mit den Vorbereitungen als das erwartete Prusten einsetzt. Geduldig warte ich ihren ersten Lachanfall ab, muss aber trotzdem dreimal hinüberrufen, ob sie lieber einen Latte Macchiato oder einen Cappuccino trinken möchte, um endlich eine glucksende Antwort zu erhalten. Nun, dann kann ich die Maschine ja endlich starten.

Als ich dann mit den leckeren Heißgetränken wieder ins Wohnzimmer komme, sehen ihre hübschen Augen leicht verheult aus und sie schaut mich mit einem nicht näher erklärbaren Gesichtsausdruck an. „Sorry, aber du bist der Typ, der immer einen Bogen um alle Tiere macht, die größer sind als du selbst. Und Pferde gehören auch dazu.“

„Wenn Gott sagt, hüpf auf das Pferd, dann hüpfst du auf das Pferd, oder?“, erkläre ich meinen spontan aufgetretenen Mut, auf ein Pferd zu steigen. Meine naive Annahme, er würde sich darum kümmern, dass es auch klappt, erwähne ich zunächst erst mal nicht, aber wie sich zeigt, muss ich das auch gar nicht lange für mich behalten.

„Er hat dich wahrscheinlich mit den Fähigkeiten eines perfekten Turnierreiters ausgestattet, du Götterbote“, grummelt Julia ein ganz kleines bisschen neidisch.

„Das habe ich auch gedacht, als ich aufgestiegen bin. Erst viel später ist dann herausgekommen, dass er genau dies eben nicht getan hat. Er hat aber sicher damit gerechnet, dass ich damit rechne, dass er das tut. So konnte er ziemlich sicher sein, dass ich das Reiten total angstfrei und selbstsicher angehe, dieser raffinierte Indianer“, murmele ich mir in den nicht vorhandenen Bart, was schon wieder ein schmales Grinsen auf Julias Züge zaubert, welches sich allerdings beinahe sofort in ein warmes Lächeln verwandelt.

„Ich bin mir sicher, dass er eingegriffen hätte, wenn etwas passiert wäre. Ganz sicher“, sagt sie sanft.

„Nun, so war das meine erste Unterrichtseinheit im Fach ‚Selbstvertrauen‘. Auch nicht verkehrt. Da siehst du auf einmal, was das bewirken kann. Man bremst sich selbst unheimlich aus, weil man sich manches aus zu viel Angst vor einem Misserfolg oder auch nur der Möglichkeit eines Misserfolges verkneift. Wie heißt es so schön: ‚wer nicht wagt, der nicht gewinnt‘ oder wie Twocloud sagte: ‚an Grenzen stößt du dort, wo du sie dir gesetzt hast‘. Seine Worte.“

„No risk, no fun“, ergänzt meine Beste noch.

„Ja, aber in vielen Fällen besteht eigentlich nicht einmal ein echtes Risiko für Leib und Leben“, schwäche ich ihren Einwurf ab, „Die meisten Vorhaben werden doch gar nicht erst in Angriff genommen, weil man sich einmal zu oft gefragt hat, ob man das denn auch schaffen könnte. Vieles wird überhaupt nicht versucht, weil es ja eventuell scheitern könnte.“

„Sind die Menschen zu feige?“, fragt Julia, gibt sich aber selbst die Antwort dazu: „Nein, glaube ich nicht. Ich rede so oft mit Leuten, die eine Idee für eine kleine Selbstständigkeit haben, aber fast allen fehlt es an Startkapital oder… Manchmal ist es auch nur die Sorge um die Sicherheit. Keiner hat genug Zeit und Elan, um neben der eigentlichen Arbeit alle bürokratischen Hürden zu nehmen und dann auch noch durchzuhalten, bis das Projekt angelaufen ist. Ein Laden oder ein Büro kostet vom ersten Tag an Miete und, nicht zu vergessen, die ganzen Nebenkosten. Neue Ideen kriegst du auch nicht finanziert, außer als teures Risikokapital. Nur bewährte, aber alte Ideen kriegst du finanziert, bist aber dann wieder nur einer von Vielen. Stimmt, du hast recht: Es geht immer nur um Geld. Und weil sich fast keiner traut, sich beruflich selbst zu verwirklichen, überträgt sich das auch auf viele andere Lebensbereiche. Mit dem Hamsterrad gewöhnst du den Menschen auch ein gutes Stück ihres Selbstvertrauens ab. Sicher, du kannst dich im Job profilieren und hervorheben.“ Nach diesem kleinen Vortrag nimmt sie einen Schluck Kaffee, aber fertig ist sie offensichtlich noch nicht. „Wenn du Glück hast, bekommst du eine bessere Stellung. Aber die wird dir nur verliehen. Und zwar vom Boss. Du musst dich vor fremden Leuten verantworten, wenn etwas schiefläuft. Du musst mit Konsequenzen rechnen, wenn du nicht funktionierst. Die Wenigsten können sich zu 100 Prozent mit dem identifizieren, was sie tagtäglich tun, aber trotzdem wagt kaum jemand den Schritt in die Eigenverantwortung. Aber…, ich glaube, ich schweife irgendwie vom Thema ab, oder?“

„Nein, nicht wirklich. Ist ja bei mir auch nicht anders. Ich mache meinen Job, wie mein Vorgesetzter es will. Neue Ideen kriege ich nur schwer untergebracht. Ich habe gelernt, mit Anschissen zu leben und ich freue mich über ein Lob. Das gibt es aber in unserem stressigen Fachbereich kaum noch. Ich rede in stundenlangen Meetings über Schwachsinn, der nur den Zweck hat, dass jede Fachabteilung besser dasteht als die anderen. Alle labern über Transparenz, aber jeder legt geschönte Auswertungen vor. Interner Wettbewerb, Zahlen, Leistungen, Profit, Wertschöpfung, Einsparungen, Kerngeschäft, Outsourcing, Umstrukturierung, Optimierung. Das ist wie Monopoly. Nur, dass echte Menschen die Puppen sind. Gerade in so einem Großunternehmen geht es nur noch ums Geld, um Gewinnmaximierung. Zumindest auf dem Papier. Wenn irgendwas nicht klappt, wird’s über andere Kontierungen abgerechnet, mein Oberboss streicht seinen Bonus ein und wechselt zur Konkurrenz. Gleichzeitig wird den Leuten in den Werkhallen etwas von ‚Loyalität‘ und ‚Gemeinsamkeit‘ verklickert und im selben Atemzug gesagt, dass das Urlaubsgeld gestrichen werden muss, um Arbeitsplätze zu sichern. Ich könnte…, ich glaube, jetzt bin ich vom Thema abgekommen, kann das sein?“

Julia lacht. „Das kommt ganz darauf an, worin eigentlich der Sinn eures kleinen Reitausflugs bestand, Schatzi.“

„Stimmt auffallend. Wir haben ein wenig über Zuständigkeiten gestritten, als wir unterwegs waren“, antworte ich.

Du streitest mit La Sola? Toller Hecht. Wer hat recht behalten?“

„Frag nicht so blöd“, sage ich und ziehe eine ‚Schnute‘. „Er hat an unserem Regierungssystem herumgemäkelt und ich habe versucht, es zu verteidigen.“

Ich versuche, ihr mit einfachen Worten seine Argumentation zu schildern. Seine Zweifel daran, dass die von uns gewählten Volksvertreter sich wirklich und tatsächlich im Sinne der Bevölkerung um ihre Aufgaben kümmern. Ob es nicht durch politische oder finanzielle Verstrickungen letztlich doch nur darum geht, einige bevorzugte Interessengruppen besser zu stellen als den Rest der Menschen. Ich erzähle von seiner Frage an mich persönlich, ob ich, jemals in meinem Leben, schon einmal von der Verwaltung nach meiner konkreten Meinung zu einem konkreten Fall gefragt worden bin. Oder, ob ich nicht, im Grunde genommen, alle paar Jahre einfach nur meine Joker Karte aus der Hand gebe und jemand anderem schenke, den ich nicht einmal kenne. Ob ich damit nicht meine Freiheit, Entscheidungen selbst treffen zu können, aufgebe und nur noch ein Zuschauer meines Lebens bin. Sicher: Ich darf entscheiden, ob ich geradeaus gehe oder einen Abzweig nehme. Aber wo der jeweilige Weg endet, wie schnell ich laufen und wie weit ich gehen darf, wird von anderen bestimmt. Eine Möglichkeit zum Einspruch habe ich nicht. Nicht wirklich. Natürlich kann ich mein Missfallen ausdrücken, kann Unterschriften sammeln und Petitionen einreichen, kann in vier Jahren eine andere Wahl treffen. Aber die Regierung kann in Eilverfahren Bestimmungen so schnell durchsetzen, dass mein Veto erst durchkommt, wenn der Zug schon lange an der Endstation steht. Letztlich hat Twocloud mich überzeugt: Echte Selbstbestimmung ist das nicht. Nicht im Entferntesten. Auch eine sehr große Anzahl von Bürgern kann eine einmal gewählte Regierung nicht kündigen, wenn sie Mist baut. Man kann sie nicht einmal dazu bringen, einen anderen Weg zu gehen. Sie haben mein Mandat und sie lassen es sich ums Verrecken nicht wieder abnehmen. Die Geister, die ich rief, werde ich nicht los.

„Wir haben dann noch über die Verflechtungen zwischen den Politikern, oder allgemein der Parteien, der Finanzwelt und der Wirtschaft geredet“, erzähle ich vom weiteren Verlauf unseres Gesprächs, „Von Seilschaften, die weit gespannt sind und die der kleine Mann immer nur als ‚die da oben‘ betitelt. Jeder weiß davon, aber niemand kommt auf die Idee, es anders zu machen. Und genau das hat er mich dann schließlich gefragt: Wie sollte meine ‚Wunschregierung‘ aussehen?“

„Wunschregierung?“, fragt Julia, nicht sicher, was damit gemeint sein könnte.

„Ja. Nachdem er mir unseren überfrachteten Bürokratieapparat vor Augen geführt hatte, der mehr damit beschäftigt ist, sich selbst zu verwalten, als nützlich zu sein, wollte er wissen, wie ich mir eine ideale Verwaltung für eine geeinte Erde vorstelle.“

„Ooops“, kommt von ihr zurück, „mal eben so nebenbei?“

„Japp. Aber ich habe nichts sinnvolles zusammengrübeln können. Nette Ansätze, aber nichts Konkretes. Aber natürlich hatte der Schlingel das auch nicht erwartet, denn die Leerstunde zur ‚Selbstbestimmung‘ folgte auf dem Fuße.“

„Hast du Gott gerade ‚Schlingel‘ genannt, Schatzi?“

„Na und? Er hat mich ja auch so genannt. Er ist mein Freund, Frau Massner, da darf man das.“

„Okay, mein Herr“, sagt sie grinsend. „Was hat dein Schlingel dir denn Schönes beigebracht?“

„Das war echt klasse, Schatz. Wir ritten ja auf dieses Dorf zu. Aber als wir dort ankamen, erkannte ich, dass es eine Siedlung hochtechnisierter Wesen war.“

Ich erzähle ihr von den Kuppeln und Pilzbauten, der unterirdischen Infrastruktur, den automatisierten Produktionsstätten und der ungetrübten Freizeit auf der oft unberührten Oberfläche dieser Welt. Dass ich, wegen der vielen zurückgelegten Kilometer durch die anscheinend unberührte Natur, nie den Verdacht hatte, auf eine derart hochentwickelte Kultur treffen zu können. Und dass genau dies von meinem besten Freund Twocloud auch bezweckt war, als er für die Pferdetour diese Route wählte. Wer reitet denn, bitte schön, zur U-Bahnstation? La Sola liebt es, mich zu überraschen.

„…und dann quetscht er mich glatt durch die geschlossene Tür hindurch. Und er gleich hinterher. Einfach so, als ob sie nicht massiv wäre. Krass.“

Julia lächelt nur, aber ihre hübschen Augen leuchten. „Ich möchte auch einmal bei so etwas dabei sein“, sagt sie fasziniert, „auf fremden Welten spazieren gehen und so unglaubliche Dinge erleben. Weißt du, was für ein Glück du hast?“

„Natürlich weiß ich das. Ich weiß aber auch, dass immer ein bestimmter Sinn dahintersteckt. Manche Sachen muss man mit eigenen Augen gesehen haben, bevor man auch nur annähernd in der Lage ist, darüber zu berichten oder es halt aufzuschreiben. Ich bin dankbar dafür, dass er mir das alles zeigt, aber es lastet auch auf mir. Ich trage eine große Verantwortung und ich bin mir nicht immer sicher, ob ich ihr tatsächlich gewachsen bin. An Tagen wie heute bestärkt er mich darin, gibt mir Mut, weiterzumachen. Ich erfahre so viel Neues, so viel Fremdes, so viel für mich Unvorstellbares und immer wieder zermartere ich mir das Hirn, welche Regeln für ‚Das Wort‘ ich daraus ableiten kann.“

„Das wird schon, Schatzi, vielleicht musst du so gut wie möglich verstehen, was er will. Wenn du weißt, was er will, weißt du auch, was er nicht will. Ich weiß zum Beispiel ganz genau, dass mein Kaffee alle ist und ich einen neuen will“, sagt sie mit einem reizenden Augenaufschlag, „Machst du? Dann muss ich nicht aufstehen. Und zur Belohnung kommst du gleich zu mir auf die Couch und darfst meine Füße kraulen – ich meine natürlich massieren – rein medizinisch.“

„Wie könnte ich da nur widerstehen“, antworte ich mit dem gebotenen Ernst in der Stimme, erhebe mich von meinem Sessel und schreite zur Tat. Ich denke über Julias Worte nach, während die Maschine mahlend und brühend ihren Job macht. Das war schon nicht verkehrt, was sie da sagte. Mit jedem Treffen lerne ich mehr von La Sola, egal in welcher Gestalt wir uns begegnen. Ich fand bisher nichts Falsches in dem, was ich erfahren habe. Es fällt mir eher schwer, mir vorzustellen, was man als Mensch tun kann, um gegen diese Wertevorstellungen absichtlich zu verstoßen. Ich bräuchte aber auch kein Gebot im Sinne von ‚Du sollst nicht töten‘, weil ich nie auf die Idee kommen würde, jemanden umzubringen.

Würde ich nicht? Ein Bösewicht will gerade jemanden umbringen und ich hätte zufällig die einmalige Gelegenheit, ihn die steile Treppe hinunter zu stoßen?

Würde ich…?

Vielleicht…?

Verdammt…!

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